Wednesday, June 17, 2015

Syrien - Wir leben in einer Zeit, die über Leichen geht

QNTARA: Ein Essay des libanesischen Schriftstellers Elias Khoury: Clash der Barbareien - "Dass Assad es geschafft hat, Syrien niederzubrennen, ist auch das Ergebnis eines historischen Umstands: des sunnitisch-schiitischen Gegensatzes, der wiederum durch die US-Invasion im Irak befeuert wurde".

"Zu Beginn der syrischen Revolution, als nach dem Sturz von Ben Ali in Tunesien und Mubarak in Ägypten noch Optimismus herrschte, glaubte man, dass auch der friedliche Volksaufstand gegen Assad in Syrien trotz aller Repression letztlich obsiegen würde. Der Damaszener Frühling, so dachten wir, stehe vor der Tür. Bald würde es auf dem Merdje oder dem Abbasiyin-Platz in Damaskus eine Massenfreiheitsparty geben, das Regime würde zusammenbrechen, und Räte von jungen Revolutionären würden die Grundlage für eine neue Politik der Freiheit entwerfen".

"Doch nach langen, opferreichen Monaten mussten wir feststellen, dass das Regime den Staat beseitigt hatte. Die Zahl der Gefangenen wuchs ins Unermessliche, und auf den Demonstrationen tauchten immer mehr Waffen auf. Wir ahnten, dass der Sturz des Regimes eher einer Beerdigung denn einer Feier gleichkommen würde, und statt auf dem Merdje zusammenzuströmen würden wir zuerst nach Homs, die Hauptstadt der Revolution, gehen müssen, um unsere Tränen zu trocknen und uns vor der Erde zu verneigen, die das Blut so vieler Märtyrer aufgenommen hatte".

Grenzenlose kriminelle Energie
"Aber kriminelle Fantasie kennt keine Grenzen. Statt dass das Regime oder Teile davon einen Ausgleich anstrebten, um Syrien vor der Zerstörung zu bewahren, setzte Assad Chemiewaffen und Fassbomben ein und erklärte damit, dass die einzige Aussicht die war, dass noch mehr Blut vergossen würde und dass das Regime aus einer Clique von Dieben, Mördern und Schlächtern bestand. Zugleich wurde Syrien dadurch für alle von sonst wo Dahergelaufenen zur Spielwiese".

"Das Regime zerschlug die Koordinationsräte, die Fundamentalisten zerschlugen die Hoffnung auf eine neue, patriotische Armee, und die Oppositionsführer rieben sich auf, weil sie unfähig und feige waren und weil sie sich von schwarzem Gold und einer noch schwärzeren wahhabitischen Ideologie verführen ließen". (Nahostkonflikt). Weiter.


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